Wir gehen in die Welpenschule

Unser Baldur muss noch so viel lernen und weil es gemeinsam mit Freunden noch mehr Spaß macht, geht er in die Welpenschule, Anfängerklasse für große Welpen. 

 

Nadine Mühleisen und ihre Hundeschule im Ländle waren ein echter Glücksgriff. Das Training findet in einem wunderschönen Garten mit Blick auf das Neckartal statt. Ihre ruhige und sympathische Art macht die Trainingsstunde nicht nur für die Hunde zu einem Vergnügen. Unter fachkundiger Anleitung lernen hier Mensch und Hund abwechslungsreich die Grundkommandos. Hier können die Welpen auch mal so richtig miteinander toben, um danach wieder konzentriert weitere Übungen zu machen. Die Gruppen sind klein und so fallen auch die kleinen Fehler sofort auf, die wir bei den einzelnen Übungen machen. Das hilft ungemein und schärft auch den Blick auf das eigene Verhalten.

 

Wir hatten die Grundkommandos „Sitz, Platz und Bleib“ schon zu Hause geübt und sowohl in den eigenen Wänden als auch beim Spazieren gehen klappte das schon wunderbar. Aber welch Unterschied, wenn 5 Kumpels im Kreis sitzen und man vor Anspannung und Aufregung schon mit dem Sitzen bleiben ein Problem hat, weil man doch sooooo gerne zu den anderen laufen möchte. 

 

Baldur schaffte es dann aber doch ganz gut sich auf die Übungen zu konzentrieren. 

 

 

Ja, und dann kam der Freilauf und drei etwas größeren Welpen wollten mit Baldur toben. Ups! Drei? Und so groß? Und so stürmisch? Und so tollpatschig? Und alle gleichzeitig auf mich? Nö, denkt Baldur, da hau ich lieber ab und schon rennt eine kleine weiße Fellkugel davon. Aaaah, denken die großen: SPIELEN!!!!! Und nichts wie hinterher. 

Die weiße Fellkugel flitzt nun sichtlich geängstigt in Richtung Ausgang und Nadine und die anderen drei Welpen hinter Baldur her.

Er drehte und kam Nadine entgegengerannt, atemlos und sichtlich verzweifelt, weil die Bande immer noch hinter ihm her war. Sie ging blitzschnell in die Hocke (Allein beim Zusehen höre schon meinen angerissenen Meniskus nachgeben, das werde ich in der Geschwindigkeit nie fertigbringen). Nadine nahm Baldur schützend vor sich, legte die Arme locker um ihn und schob die anderen Hunde sanft, aber bestimmt immer wieder weg von ihm. Und wieder was gelernt. 

 

Baldur entspannte sich. Und Tati auch. 

 

Hund Schutz geben und wieder laufen lassen, wenn er das möchte. Ihn aber sofort wieder schützen, wenn er zurückkommt. Das habe ich gelernt.

Wie ich schnell runter komme, ohne auf ewig unten zu bleiben, muss ich mir allerdings noch überlegen. 

 

Beim nächsten Versuch wieder mitzuspielen rannte er schon direkt zu Heiko und suchte unter der Sitzbank bei ihm Schutz.

 

Wenn man jetzt befürchtet, dass er nun Angst hatte. Nein, nicht wirklich. 

Er machte die nächsten Übungen wieder super mit. Ließ sich von dem Lärm der Blechdosen, des klappenden Regenschirms oder den eng an ihm vorbeigehenden „Fremden“ nicht beirren. Er lief über Knisterfolie und einen Gitterrost und stieg sogar auf das Wackelbrett und auf der anderen Seite wieder herunter. Noch einmal durch den Tunnel und eh man sich versah, war diese erste wirklich tolle Trainingsstunde vorbei.

In der zweiten Stunde drehte Baldur den Spieß um und rannte dieses Mal selber vor lauter Spielfreude einem kleineren Welpen hinterher, so dass dieser vor so viel weißem Hund verzweifelt flüchtete. Baldur hörte nichts mehr und es tat mir so leid, weil es für den Welpen und die Besitzer eine echt schlimme Situation war. Ich wusste vom letzten Mal ja nur zu gut wie hilflos und besorgt man sich in diesem Moment fühlt. Aber auch hier rettete Nadine geistesgegenwärtig den kleinen Welpen aus seiner misslichen Lage. 

 

Ansonsten machte Baldur super mit und ich war so stolz auf ihn. Er marschierte ohne mit der Wimper zu zucken über die Wippe und konnte sich nur am Schluss nicht mehr richtig konzentrieren und bellte echt viel. Nachdem wir wieder draußen waren, wusste ich auch sofort warum: ein großes Geschäftchen drückte ganz doll und wollte sofort an die frische Luft.

 

Das Thema „Hinterherrennen“ ist ja auch bei uns zu Hause mit den Katzen ein echtes Übungsfeld für Baldur und uns.

 

Aber wir machen große Fortschritte. Der Weg war zwar etwas länger, brachte aber einige Erfolge mit sich. 

 

Wir übten konsequent und viel das Kommando Hier!

Im ersten Schritt mit dem Warten auf den Futternapf. 

 

Stellt euch die Ausgangssituation ungefähr so vor: 

Hund hat großen Hunger (eigentlich immer). Herrchen oder Frauchen gehen in die Küche und öffnen den Kühlschrank. Das Geräusch ist ihm mittlerweile sehr vertraut, verspricht es doch Wohlgerüche und Minuten später ein prall gefülltes Hundebäuchlein. Daher sorgt es verlässlich für das sekundenschnelle Auftauchen von Baldur in der Küche. (Leider habe ich in Situationen, wie in der Hundeschule, keinen Kühlschrank dabei).

 

Ab diesem Moment war Leben in der Bude: 

Fiepen, Jaulen, Bellen, Hochspringen und das in einem wirbelnden Strudel an Wiederholungen und ansteigender Lautstärke. In diesem Taumel freudiger Erwartung und Hunger war es fast unmöglich, den Napf sicher und waagrecht auf den Boden zu stellen. 

 

Wir hatten zu Beginn einen kleinen Napf auf einer rutschfesten Gummimatte. Baldur setzte an, saugte das Fressen in einem Zug in sich hinein und schon traf uns sekundenspäter sein vorwurfsvoller Blick: Das war alles?

Danach zog er die Gummimatte samt Napf hinter uns her, wohl als Aufforderung:

Hallo Leute, ich will noch was!!!

 

Die Nachbarn über uns wurden auf jeden Fall durch dieses Spektakel verlässlich geweckt, denn dieses wilde Prozedere gab es, egal zu welcher Fütterungszeit, ob um 7 Uhr morgens oder 10 Uhr abends. Für Baldur spielte das keine Rolle. Er hatte Hunger und das können ruhig alle im Haus wissen.

Demutsvolle Entschuldigungen bei den Nachbarn folgten. Unsere wirklich lieben Nachbarn taten wiederum kund, dass ein Hund eben auch Bellen muss und dass sie das niedlich finden. 

„Endlich hört man mal was im Haus. Es ist doch sonst viel zu still“. Gewissen erleichtert, aber dennoch waren wir nicht zufrieden mit der Situation.

 

Challange accepted! 

 

Ziel: 

Hund jault, bellt und springt nicht mehr an der Arbeitsplatte oder uns hoch.

Hund lernt sich zu gedulden und erst auf Kommando Hier! zu fressen.

Das Kommando Hier! ist mit „Oh, da gibt es lecker Futter. Da muss ich hin“ verbunden und erleichtert im zukünftigen Leben den Abruf.

 

Karin erklärte mir, wie das Training mit dem Napf funktioniert. Und fortan übten wir fleißig.

 

Kommando Platz! Hund liegt. Kommando Bleib! 

Der gefüllte Napf schwebt in unserer Hand über die Arbeitsplatte in Sichtweite der schwarzen Knopfaugen. Ein Zucken, ein Bellen. Fort ist der Napf. Und nächster Versuch.

Circa fünfzehn Mal schwebte der Napf hin und zurück. Baldur fand unser Verhalten äußerst seltsam und war so irritiert, dass er das Jaulen und Fiepen vergaß. 

 

Und dann oh Wunder: Er blieb still liegen. Der Napf schwebte zu Boden, der Hund wartete und erst auf das Kommando Hier! durfte er endlich fressen. Wurde auch Zeit ihr nervenden Zweibeiner!

 

Im Übrigen bekam er mit Start dieser Übung das Fressen nicht mehr aus dem kleinen Napf, denn bei dem ganzen Hin und Her hatten wir Mühe das randvolle Schälchen sicher zu bewegen, ohne das ganze schöne Fressen in der Küche zu verteilen. 

 

Also gibt es jetzt das Futter aus dem Napf für erwachsene Hunde. Und siehe da: das Schlingen ist auch weg, denn er muss sich jetzt viel mehr anstrengen, bis er alles aufgeschlabbert hat. Da waren sie wieder einmal die zwei Fliegen mit einer Klappe.

 

Mittlerweile ist der Napf kein Thema mehr. 

Daher folgte Übung 2. Hund darf ein auf den Boden gelegtes Leckerli nicht ohne Kommando Hier! fressen (natürlich das ganz besonders leckere Leckerli, das man unbedingt haben möchte und für das man alles tun würde: reines getrocknetes Rindfleisch oder ein Käsewürfelchen). 

 

Zu Beginn waren wir rund 2 Meter von ihm entfernt. Wir mussten das Stückchen ja noch schnell greifen können, wenn er ohne Kommando loszischte. 

Mittlerweile sind wir bei „es liegt zwischen seinen Pfoten“.

Es klappt von 10 x schon mindestens 8 x ohne Wiederholung. 

Ja, hey, ich freue mich, ich höre euren Applaus. 

Das hat Baldur auch verdient. Guter Junge.

 

Hier! ist somit das ultimative Wort für Baldur geworden. 

Hier! heißt: Es gibt super Leckerli. Also nichts wie hin. 

 

Vorhin habe ich es erstmals für das Abrufen aus einer Katzenjagd eingesetzt und ich hatte Scheinwerfergroße, ungläubige Augen vor Erstaunen: Er brach ab und stand wie der Blitz vor mir. 

Damit hat er mich echt überrascht. Ich hatte gar kein Leckerli bei mir!

Also ganz schnell in die Küche und die Übung machen. Er bekam dann sogar 2 Leckerli, weil wir sie gleich nochmal machten. Das Kommen muss sich doch auch richtig gelohnt haben.

 

Es soll allerdings nur ein Kommando für den wirklichen Notfall sein. Ansonsten immer in Verbindung mit Futter, Futter, Futter. Aber es funktioniert perfekt. Und wir üben weiter.

 

Noch sind wir nicht bei Leckerli liegt auf einem Pfötchen oder Leckerli liegt auf beiden Pfötchen oder Leckerli liegt auf Nase angekommen. Wir werden also noch eine Weile Spaß haben.

 

Ich hoffe, dass dieses Kommando dann (und hier schließt sich endlich der Kreis wieder zum Thema Welpenschule) auch in externen Situationen einsetzbar ist. 

 

Dann würde Baldur idealerweise auch keinen kleinen Welpenfreunden mehr hinterherrennen, oder das Rennen zumindest schnell unterbrechen, um zu uns (na gut, wir wollen ehrlich sein, zum Leckerli) zu kommen.

 

Auch das ist aber noch eine Frage von viel Übung. Wie sagte Nadine bei einem Hausbesuch bei uns: Es bedarf etwa 500 Wiederholungen, bis ein Kommando verlässlich sitzt. Auf geht’s.

 

 

Um das Thema Umgang mit fremden Hunden noch zu fördern, haben wir die Aufgabe 2-3 x pro Woche andere Hunde zu treffen. 

 

Wir gehen zwar mindestens 2x am Tag spazieren, aber er darf ja noch nicht so lange am Stück laufen, sonst läuft er abends völlig aus dem Ruder (zu viel Input!). 

Als Faustregel habe ich von Manu gelernt: 5 Minuten pro Monat. Das ist mit 3 Monaten noch nicht wirklich viel. Also dezimiert sich die Wahrscheinlichkeit, bei diesem kurzen Trip einen netten Hund zum Spielen zu treffen, enorm. 

Die letzten Begegnungen hatten wir mit erwachsenen Rüden oder unwilligen betagten Hundedamen, die unseren kleinen Welpen nur verächtlich und warnend anknurrten. Was Baldur übrigens echt uncool fand und ihnen dann auch gehörig seine Meinung hinterher bellte.

 

Gestern waren wir bei Kay, dem Hund einer Freundin meiner Schwester, mit dem er, nach einem ersten positiv verlaufenen Kennenlernen auf Feld und Wiese, im eigenen Garten noch frei toben durfte. Und schon lernte Baldur seine ersten Lektionen. Zu wild sein, andauernd Hoch- und Anspringen, den anderen ins Ohr kneifen oder laut anbellen, geht auch dem geduldigsten Kay irgendwann auf den Keks. Ein Hochheben der Pfote und Wegdrücken von Baldur reichte aus und er wurde sofort vorsichtiger. Kay besuchen wir jetzt öfters. Das hat uns allen richtig Spaß gemacht.

 

Am kommenden Sonntag haben wir das nächste Date mit einer jungen, hübschen Eurasierdame. Mal schauen, wie das verläuft. 

Und übernächste Woche haben wir noch ein drittes Date mit einer Lady aus Esslingen.

Übrigens eine super App hilft mir bei der Suche. Schreibt mich bei Interesse einfach kurz an.

Hier werden u.a. auch Giftköder-Warnungen erfasst. Die App ist wirklich sehr hilfreich.

 

Baldur wird jeden Tag mehr und mehr ein Traumhund. Ach Quatsch: Er ist ein Traumhund!!!!!  Wie konnte ich nur jemals den Gedanken haben, ihn wieder wegzugeben? Karin und Manu hatten recht: Er hat es so verdient und es wird sich lohnen, durchzuhalten. Ja, da hatten sie beide recht!

 

Kneifen und Beißen? Ja, immer mal wieder, aber nie heftig. Es sei denn wir spielen zu wild mit ihm. Dann ist es aber auch unsere eigene Schuld und den Kratzer durch die scharfen Welpenzähnchen haben wir verdient!

 

Das Sofa und das Bett gehören uns. 

Hier ein riesiges Dankeschön an Simone Baars (Extrem-Felle), die uns wertvolle Tipps gab, wie man mit Hunden nur über Körpersprache agieren kann. Das Thema, dem Hund die „Verteilung der Ressourcen“ klar machen, werde ich immer im Kopf haben. Das Sofa ist unsere Ressource und so rutschten wir nach ihrem Besuch einen Abend lang immer genau an die Stelle, auf der Baldur unbedingt auf das Sofa klettern wollte. Unnachgiebig, nicht unfreundlich, nicht mit der Stimme, nicht mit Anfassen, einfach nur genau auf den Platz gerutscht, den er gerade beanspruchen wollte. Wir waren ganz schön in Bewegung.

 

Es dauerte aber gar nicht lang, bis er das Spiel doof fand. Ab und zu kommt heute noch ein Versuch, dann rutschen wir wieder und er gibt auf. 

 

Dasselbe machten wir mit dem Bett. Hier überrascht er uns nur noch mit seiner stürmischen morgendlichen Begrüßung: Pfoten auf der Bettkante, inkl. Gesichtswäsche, wenn er es denn schafft, uns im Tiefschlaf zu erwischen. 

Wir können ihm in diesem Moment nicht so schnell entgegenrutschen, weil wir uns erstmal aus den Tiefen unserer Bettdecken hervorarbeiten müssen. Ein eindeutiger Sieg für ihn. 

Aber nur ein kurzer und ein einmaliger am frühen Morgen.

 

Ich höre euch leise anmerken: Der arme Baldur! Nichts darf er.

 

Doch, er darf ganz viel und wir spielen oft, schmusen, gehen spazieren, haben Spaß und freuen uns zusammen über tolle Ereignisse.

Aber es gibt auch klare Regeln und die lernt er wirklich erstaunlich schnell. 

 

Und wenn man von anderen noch einen guten Tipp bekommt, weiß man auch, wie man es sich mit der Erziehung leichter machen kann. Manchmal ist es gar kein Kraftakt. Manchmal muss man einfach nur konsequent rutschen.

 

In diesem Sinne.

 

Habt’s schön, ihr Lieben!

Und bis nächste Woche,

 

eure Tatjana

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Tina Ulbrich (Mittwoch, 24 März 2021 20:06)

    Wie schön das es mit der Hundeschule so gut klappt und Baldur (und ihr) fleißig dazu lernt. Hab schon auf einen neuen Blog Beitrag gewartet. Ich lese immer fleißig, manchmal auch 2x�.
    Weiter so�
    LG Tina

  • #2

    Lisa (Donnerstag, 25 März 2021 12:11)

    Total schön von euren Fortschritten zu lesen. Ich freue mich auch immer, wenn ich ein Foto in der Timeline "Abenteuer in Baldurs und unserem Leben" sehe. ;D
    Weiterhin viel Erfolg und spannende neue Erlebnisse und Erkenntnisse, von denen wir hoffentlich bald lesen werden.

  • #3

    Tati (Samstag, 27 März 2021 18:51)

    Hey, ihr beiden, ich freue mich über eure Kommentare. Ganz lieben Dank, dass ihr uns hier besucht und auch Spaß daran habt. Ich denke Baldur wird noch für einige nette Geschichten sorgen. :-)
    Bis bald wieder! Liebe Grüße von uns Fünfen.